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Die Konferenz „Die medizinische Lage in Syrien zwischen Bomben und Flucht“

Bild zur Newsmeldung Am 13.10.16 haben sich internationale Ärzte und Interessierte zur Konferenz „Die medizinische Lage in Syrien zwischen Bomben und Flucht“ in der Berliner Charité getroffen. Sie wurden von Herrn Wolf Plesmann, Vertreter des Regierenden Oberbürgermeisters von Berlin, von Dr. Khalil Bajbouj, DSÄ-Vorsitzender, und von Dr. Tawfik Chamaa, Generalsekretär von UOSSM-International, begrüßt.

Volker Westerbarkey, der Vorsitzende von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, fasste mit seinem Vortragstitel die bedrückende Stimmung der medizinischen Helfer in Syrien zusammen: Er sprach von dem „Ende der humanitären Hilfe“. Westerbarkey erklärte, dass er im Laufe der letzten Wochen den ursprünglichen Zusatz vom „drohenden Ende“ entfernen musste, weil die Angriffe auf medizinische Einrichtungen seit dem Ende der Waffenruhe massiv zugenommen hätten und es unter diesen Umständen kaum noch möglich sei den verletzten Menschen in den betroffenen Gebieten zu helfen. Abgesehen von Aleppo, betonte Westerbarkey, gebe es nahe der jordanischen Grenze auch ein Lager, in dem geschätzt 75.000 Menschen Nahrung und medizinische Versorgung benötigen, zu dem aber keine Hilfsorganisation mehr Zugang hat.

Dr. Abu-Elkheir, ein Arzt, der zuletzt im August 2016 in Aleppo in Krankhäusern ausgeholfen hat, erzählte ergreifend von seinen Eindrücken aus dem zerbombten Ost-Teil der Stadt. Die Mittel seien so knapp, dass ein Arzt aus Mangel an Beatmungsmaschinen entscheiden muss, welchen Patienten er sterben lässt. Das sei nicht die Aufgabe eines Arztes, beklagte Abu-Elkheir. Die Ärzte und Pfleger in Ost-Aleppo seien hilflos, weil sie den vielen Verletzten nicht helfen könnten und selbst um ihr Leben fürchten müssten.

Hamish de Bretton-Gordon, ehemaliger Oberst der britischen Armee, wiederholte in seinem Vortrag die drei Punkte, von denen er auch das britische Parlament überzeugen wolle: (1) Eine Flugverbotszone. (2) Der syrische Luftraum solle überwacht werden, alle Flugbewegungen genau verzeichnet werden, damit für den Fall, dass ein Hilfskonvoi angegriffen wird, unmittelbar veröffentlicht werden kann, welches Flugzeug die Schüsse abgegeben habe. Die Strategie nannte de Bretton-Gordon „name and shame“.(3) Hilfsgüter sollten per Hubschrauber nach Syrien gebracht werden. Großbritannien unterhält auf Zypern eine Station, von der aus es nur 20 Minuten Flugzeit bis nach Syrien dauert. De Bretton-Gordon hat für UOSSM Ärzte ausgebildet, wie sie sich im Falle eines Angriffs mit Chemiewaffen verhalten müssen.

Nach der Zerstörung des UN-Hilfskonvois vor ein paar Wochen stellt sich die Frage, wie und wann diese Form der Kriegsverbrechen geahndet werden können. Zu diesem Thema hielten Damien Chervaz, Mitglied der Genfer Anwaltschaft, und Toby Cadman, Anwalt mit dem Spezialgebiet Internationales Strafrecht, Vorträge. Beide hoben die Bedeutung des Weltrechtsprinzips hervor. Dieses erlaubt einem Staat seine Rechtssprechung für eine Straftat anzuwenden, die nicht im eigenen Land begangen wurde und die auch nicht von einem eigenen Staatsbürger verübt wurde. Hierfür müssten aber Opfer des syrischen Bürgerkriegs genaue Beweise sammeln, erklärten beide Referenten.

Der französische Professor für Rettungs- und Katastrophenmedizin Raphael Pitti unterstützt schon seit einigen Jahren UOSSM-France und er hat in Syrien ein wichtiges Zentrum zur Ausbildung neuen medizinischen Personals aufgebaut. In seinem Vortrag wurde wiederum deutlich, wie schwierig die Arbeit in Syrien ist, weil immer wieder Krankenhäuser oder Ausbildungszentren zerstört würden. Dabei sei das Personal ohnehin eher notdürftig angelernt. Viele Fachärzte seien ins Ausland geflohen; diejenigen, die noch vor Ort wären, seien oft ehemalige Medizinstudenten.

In ihrer Videobotschaft sprach Frau Dr. Bärbel Kofler, MdB und Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, ihre Anerkennung für die Leistung der Hilfsorganisationen in Syrien aus. Sie betonte, dass Deutschland die humanitäre Hilfe auch innerhalb der neu gegründeten Task Force zur humanitären Hilfe in Syrien fortsetzen werde. Trotz aller Hindernisse dürfe die humanitäre Hilfe der Notleidenden in Syrien nicht aufgegeben werden. Eine politische Lösung sei dringend notwendig.

Abschließend lieferten mehrere Mitglieder von UOSSM-International Einblicke in ihre humanitäre Unterstützung im Land. Der Psychologe Dr. Redwan El-Khayat etwa machte deutlich, wie wichtig es sei, frühzeitig psychologische Hilfe anzubieten. Denn insbesondere die Kinder aus den Kriegsgebieten seien nachhaltig traumatisiert und bräuchten dringend Hilfe.

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